Freyburg turnt!

Glückwunsch zum 100sten Friedrich-Ludwig-Jahn-Turnfest!


Als Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) im Sommer 1810 mit seinen Schülern an den schulfreien Tagen vor die Tore Berlins zog, um Leibesübungen zu betreiben, kam buchstäblich eine Bewegung in Gang, die sich zu einer festen Größe im gesellschaftlichen Leben entwickeln sollte.
Die Rede ist vom Turnen und den daraus entstandenen Turnvereinen.

Eine feste Größe ist für die Wein- und Jahn-Stadt Freyburg an der Unstrut auch das Friedrich-Ludwig-Jahn-Turnfest, das in diesem Jahr zum 100sten Mal begangen wird.

Wir als Museum Schloss Neuenburg senden der Stadt Freyburg und dem Landesturnverband Sachsen-Anhalt als Veranstalter sowie dem Friedrich-Ludwig-Jahn-Museum bzw. der Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft als tatkräftige Unterstützer unsere herzlichsten Glückwünsche und hoffen auf fröhliche, erfolgreiche und insbesondere „bewegte“ Fest- und Wettkampftage!


Im Museum Schloss Neuenburg, in dessen Sammlung sich auch zahlreiche Schätze aus der Stadtgeschichte Freyburgs befinden, werden selbstverständlich auch Objekte zu Turnvater Jahn und zur Geschichte des Turnens aufbewahrt. Einige dieser Objekte sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden. Deren Präsentation wird dabei in den Zusammenhang eines kleinen geschichtlichen Überblicks zur Turnbewegung gestellt.

Turnen bedeutete in seiner Anfangszeit nicht nur Übungen am Reck, Barren oder Balken – und auch heute geht das Turnen weit darüber hinaus. Der von Turnvater Jahn erschaffene Begriff bezeichnete ursprünglich die Gesamtheit aller Leibesübungen, weshalb auch Aktivitäten wie Laufen, Springen oder Werfen auf dem Turnplatz stattfanden sowie Schwimmen, Fechten und Wandern das Übungsprogramm ergänzten.
Die Idee körperlicher Ertüchtigung als wesentlicher Bestandteil der Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen steht zwar hinter dem Turnen, allerdings ist diese Idee nicht mit ihm entstanden. Jahn griff dabei auf die Philosophie der Philanthropen zurück, die bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert gymnastische Übungen mit ihren Schülern durchführten. Neu und wofür Jahn den Weg bereitete, ist die starke Verbreitung und Popularisierung dieser Übungen in allen Bevölkerungskreisen, die bis dato nur im philanthropisch-schulischen Kontext von einer kleinen Bildungselite betrieben wurden.
1811 wurde auf der Hasenheide in Berlin ein Übungsplatz eingerichtet, worauf unter Jahns Anleitung Klettergerüste und Schanzen, Sprunggräben und eine Rennbahn entstanden – dieses Ereignis wird nun als eigentlicher Beginn des Turnens bzw. der Turnbewegung wahrgenommen. Nicht nur die Zuschauer mehrten sich rasch, sondern auch die Teilnehmer, die bald nicht mehr nur aus Schülern und Studenten, sondern auch aus jungen Berufstätigen bestanden. Die Turnbewegung entwickelte sich zu einer Jugendbewegung, die sich außerhalb von Schule, Kirche und Elternhaus organisierte.

Mit der Urkunde, die vom Deutschen Turn-Verband „In Anerkennung und als Auszeichnung für die Teilnahme an den JAHNTURNSPIELEN und zum 60. FRIEDRICH-LUDWIG-JAHN GEDÄCHTNISTURNEN 1961 in Freyburg/Unstrut […]“ verliehen wurde, erinnerte man zugleich an das 150jährige Bestehen „vaterländischen Turnens“, das offensichtlich im Rahmen des 60. Jahn-Gedächtnisturnens – so der damalige Name des Jahn-Turnfestes – auch in Freyburg gefeiert wurde.
Im selben Kontext steht das goldfarbene Abzeichen, welches Turnvater Jahn im Zentrum abbildet und an dessen Rand sich die Aufschrift „150 JAHRE VATERLÄNDISCHES TURNEN / FREYBURG/U. 1961“ entlang zieht.

Ein elementarer Grund für die rasante Verbreitung des Turnens liegt mit Sicherheit in der Freiwilligkeit der körperlichen Ertüchtigungen. Jahn und seine Anhänger strebten ein spielerisches Betreiben der Übungen an, das auf persönlichen Ehrgeiz und Selbstdisziplin ausgerichtet war. Militärischer Drill wurde entschieden abgelehnt.
Ein weiterer ausschlaggebender Grund für die entstandene Popularität des Turnens ist der Gemeinschaftsaspekt. Beim Turnen, das allen Bevölkerungsgruppen offen stand, waren alle gleich. Das gemeinsame Erlebnis auf den Turnplätzen erzeugte Empathie füreinander und stiftete in hohem Maße Identität. Die Teilnehmer verstanden sich als „Turnbrüder“, über alle Standesgrenzen hinweg.
Untermalt werden sollte dieser Gemeinschaftssinn auch durch einheitliche Kleidung der Turner. Nach Jahns Vorstellungen sollte preiswerte strapazierfähige Leinwand als Ausgangsmaterial dafür dienen.

Auch in der Sammlung des Museums Schloss Neuenburg lassen sich Kleidungsstücke der Turner finden.
So zum Beispiel ein aufwendig gestalteter Gürtel, wie er mit Sicherheit nur zu festlichen Anlässen getragen wurde. Er wurde gefertigt aus grünem Leder und darauf angebrachtem schwarzen Samt. Aufgestickt ist der alte Turnergruß „Gut Heil“ sowie die vier „F“, die für den Turnerwahlspruch „Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei“ stehen und in ihrer besonderen Anordnung das sogenannte „Turnerkreuz“ bilden. Darunter findet sich noch eine schwarz-rot-goldene Schleife zwischen Eichenzweigen. Getragen wurde der Gürtel Ende des 19. Jahrhunderts von einem Mitglied des Freyburger „Turnerbundes“.

Ebenfalls an Festtagen getragen wurde diese aus weißem Leinenstoff hergestellte Fliege. Sie ist dem beginnenden 20. Jahrhundert zuzuordnen.

An dieser Stelle sei zuletzt noch eine Fotografie vorgestellt, die eine regionale Turnriege in ihrer Turnkleidung um 1925 präsentiert.

Freiheit und gemeinschaftliche Verbundenheit zeichnen die Turnbewegung aus. Prinzipien, die auch vor dem Hintergrund des Nationalismus im 19. Jahrhundert betrachtet werden müssen. Für Jahn war das Turnen integraler Bestandteil nationaler Erziehung, womit die Intention verbunden war, die deutsche Jugend für den Befreiungskrieg gegen die napoleonische Fremdherrschaft vorzubereiten. Es ging Jahn um die Erziehung zu einem mündigen Staatsbürger, zu einem „deutschen Mann“ und damit einhergehend um die Abwehr alles Fremden und die Schaffung eines einheitlichen deutschen Nationalstaats. Insofern ist die deutsche Turnbewegung im 19. Jahrhundert auch als politische Bewegung zu verstehen, die nationale Ziele hatte.
Das Turnen, das in seinen über 200 Jahren Geschichte Verbote, Instrumentalisierungen und Veränderungen erlebte, organisiert sich heute unter dem Dachverband Deutscher Turner-Bund e. V. (DTB) in rund 18.000 Vereinen mit insgesamt rund fünf Millionen Mitgliedern und ist somit der zweitgrößte deutsche Spitzensportverband.
Blickt man auf den DTB, so lässt sich feststellen: Bis in die heutige Zeit erhalten haben sich die Prinzipien Freiheit und gemeinschaftliche Verbundenheit, freilich ganz ohne nationalistische Vorzeichen.

Wie stark sich das Turnen über die Jahre hinweg in der Gesellschaft immer mehr etablierte, zeigen auch Alltagsgegenstände, die in keiner direkten Beziehung mit dem Turnwesen stehen, aber ganz klar darauf verweisen. Ein solches Beispiel stellt dieser überaus reich verzierte Bierkrug dar, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Zeitz gefertigt wurde.

Das aus Steingut bestehende und glasierte Gefäß mit Zinndeckel zeigt den Turnvater Jahn, umgeben von einem Eichen- und einem Lorbeerzweig. Umlaufend ist zu lesen: „Gepriesen sei die Turnerei / Frisch Fromm Fröhlich Frei / Gut Heil / Gut Heil“. Rechts wie links neben dem Henkel findet sich das gleiche Motiv, das u. a. Fechtutensilien (Degen, Gesichtsschutz und Handschuhe) präsentiert. Im unterem Bereich des Kruges lässt sich verschiedenes Turngerät (Barren, Pferd und Reck) erkennen. Auffällig ist die untypische Anordnung der vier „F“, die sich unter dem Porträt des Turnvaters befinden. Dieser wuchtige zylindrische Bierhumpen – über 30 cm hoch und am Fuß rund 15 cm im Durchmesser – setzt mit seiner Gestaltung ein ganz klares, nicht zu übersehendes Statement.

Ein solcher Blickfang ist sicher auch ein vermutlich aus den 1930er oder 1940er Jahren stammendes, kurios wirkendes Spielzeug, das eine Figur, ähnlich eines Weihnachtswichtels, am Barren zeigt, die sich umschlagend auf den Holmen hin- und her bewegt, wenn man sie anstößt.
Dieses aus Holz und Aluminium bestehende Spielgerät vermochte bei Kindern sehr wahrscheinlich Begeisterung zu wecken – eventuell auch für das Turnen.

Nach wie vor prägend für das Turnwesen sind die Selbstorganisation, die Vielfalt der Angebote sowie die demokratischen Werte, die eine Partizipation für Jedermann und – im Gegensatz zu den Anfängen des Turnens – jede Frau am Turnen und anderen sportlichen Aktivitäten ermöglichen, ja geradezu darum werben.
Überdauert hat aber auch das vom Turnvater Jahn aus einem studentischen Spruch des 17. Jahrhunderts adaptierte Wortzeichen „Frisch, Frei, Fröhlich, Fromm“ dessen Wortreihenfolge später in „Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei“ geändert wurde. Die entsprechenden Anfangsbuchstaben „FFFF“ setzten sich als Piktogramm der Turnbewegung durch, das als „Turnerkreuz“ bezeichnet wird und folgerichtig auch als Markenzeichen des DTB fungiert.

Auf einer Postkarte von 1908, die für die Deutsche Turnerschaft wirbt, ist vor der Büste Jahns, direkt im Zentrum der Karte, das Turnerkreuz zu sehen.

Als eine Art Markenzeichen lässt sich auch die reiche Festkultur der Turner betrachten. Das größte Turnfest ist das „Deutsche Turnfest“ (seit 2005 „Internationales Deutsches Turnfest“), das aktuell alle vier Jahre und von Beginn an in unterschiedlichen Städten zelebriert wird. Dessen Organisation machte sich der DTB zu einer seiner zentralen Aufgaben. Mit bis zu 100.000 Teilnehmern ist dieses Fest die weltweit größte Wettkampf- und Breitensportveranstaltung.
Das erste Deutsche Turnfest wurde bereits 1860 in Coburg begangen.

An das dritte Deutsche Turnfest, das nur drei Jahre später in Leipzig stattfand, erinnert eine Gedenkmünze. Auf ihr zu sehen ist mittig Turnvater Jahn, den Rand ziert die Inschrift: „Friedrich Ludwig Jahn / Frisch Fromm Fröhlich Frei“. Rückseitig ist die Leipziger Turnfesthalle abgebildet. Gefeiert wurde es vom 2. bis zum 6. August 1863.
Übrigens wird auch das kommende Deutsche Turnfest 2025 wieder in Leipzig ausgetragen.

Neben dem Deutschen Turnfest manifestieren sich aber auch in den unzähligen kleineren und kleinen Festen die Lebendigkeit und die Popularität des Turnens.
Durch Feste repräsentiert sich eine Gemeinschaft, sie vergegenwärtigt sich ihre Werte, Normen, Ziele und Anschauungen, bestätigt sie oder aber handelt sie neu aus. Feste sind stark gemeinschafts- und identitätsstiftend. Häufig sind sie öffentlich und geben einer Gemeinschaft die außerordentliche Gelegenheit, sich anderen zu zeigen, mit der Gesellschaft in Austausch, in Interaktion zu treten, sich darzustellen und für sich zu werben.
Dies gilt freilich auch für das Friedrich-Ludwig-Jahn-Turnfest in Freyburg an der Unstrut, das sich in den letzten 20 Jahren zum Landesturnfest Sachsen-Anhalts entwickelt hat. Zum 100sten Jubiläum ist ein reichhaltiges Programm vom 14. bis zum 18. August 2024 zu erwarten: Um die im Fokus stehenden Geräteturnwettkämpfe sammeln sich z. B. Festveranstaltungen in der Rotkäppchen-Sektkellerei, Showprogramme von Turnvereinen aus ganz Deutschland, Workshops und Angebote zum Mitmachen, sogar Auftritte einer Auswahl der Deutschen Turner-Nationalmannschaft, die kurz nach dem Ende der Olympischen Spiele in Paris nach Freyburg reisen wird. Kulturelle Erlebnisse wie Stadtführungen oder die Eröffnung der neuen Dauerausstellung im Jahn-Museum umrahmen die Veranstaltungen. Darüber hinaus trägt das Jahn-Turnfest, das als größter und ältester Freiluft-Geräteturnwettkampf gilt, internationalen Charakter, was alljährlich durch die vielen Teilnehmer aus verschiedenen Ländern veranschaulicht wird.
Das erste Friedrich-Ludwig-Jahn-Turnfest, das erst seit 1994 diesen Namen trägt, um auf den Festcharakter aufmerksam zu machen, ereignete sich am 11. August 1901, initiiert vom Freyburger Bürgermeister Ehlert. Waren es damals 72 Teilnehmer, so sind es heute zwischen 1000 und 1200. Es etablierte sich als kontinuierliche Veranstaltung – ausschließlich unterbrochen von den Weltkriegen, den Jahren der großen DDR-Turnfeste und der Corona-Pandemie.

In der Sammlung des Museums Schloss Neuenburg existiert ein Plakat, welches das 71. Jahn-Turnfest anpreist, das am 21. und 22. August 1993 stattfand. Damals sprach man noch von „Friedrich-Ludwig-Jahn-Gedenkwettkämpfen“. Wie 2024 standen auch 1993 die Geräteturnwettkämpfe im Fokus, zu denen sich weitere turnerische bzw. sportliche Vorführungen sowie kulturelle Veranstaltungen gesellten, die auf den großen Öffentlichkeitscharakter des Festes verweisen.
Auffällig ist natürlich die Gestaltung des Plakats, das mit den Sehenswürdigkeiten und Charakteristiken der Stadt Freyburg wirbt: oben links eine Darstellung Jahns, daneben, darunter und am gegenüberliegendem Rand des Plakats Weinlaub und -trauben, ganz unten das Wohnhaus Jahns bzw. das heutige Jahn-Museum, ebenfalls Schloss Neuenburg mit dem Bergfried „Dicker Wilhelm“ sowie das Stadtwappen.

So vergleichbar das Freyburger Jahn-Turnfest mit anderen Turnfesten auch sein mag, hebt es sich doch in einem Punkt ab. Es findet an einem besonderen authentischen Ort statt: Turnvater Jahn verbrachte – von einem kurzen Aufenthalt in Kölleda abgesehen – sein Leben von 1825 bis zu seinem Tod im Jahr 1852 in Freyburg. Sein Wohnhaus, in dem sich seit 1936 das Jahn-Museum befindet, die 1894 eingeweihte Friedrich-Ludwig-Jahn-Erinnerungsturnhalle sowie die wenige Jahre danach errichtete Friedrich-Ludwig-Jahn-Ehrenhalle, in der auch an die Deutschen Turnfeste erinnert wird, machen die Weinstadt Freyburg an der Unstrut eben auch zu einem zentralen Erinnerungsort für Friedrich Ludwig Jahn und – damit untrennbar verbunden – die Turnbewegung mit ihrer Geschichte insgesamt.

Ähnlich wie das oben gezeigte Plakat bringen auch diverse Postkarten und Fotografien die enge Verbindung zwischen Friedrich Ludwig Jahn bzw. dem Turnen und der Stadt Freyburg zum Ausdruck, wofür hier drei Beispiele gegeben werden sollen.

Auf dieser Postkarte aus dem Jahr 1937 ist das Wohnhaus von Turnvater Jahn abgebildet sowie der davor gelegene Ehrenhof, wo sich dessen Grab befindet. 1936 wurden die Gebeine des Turnvaters aus der Krypta der Friedrich-Ludwig-Jahn-Erinnerungsturnhalle hierhin umgebettet, ebenso wurde das Wohnhaus in diesem Jahr zum Jahn-Museum umgestaltet, das bis dato als Jugendherberge und Turnerheim diente, nachdem es 1919 von der Deutschen Turnerschaft angekauft wurde. Am Giebel des Hauses ist Jahns Wahlspruch zu erkennen: „Frisch. Frei. Fröhlich. Fromm.“

Auf dieser, um 1920 herausgegebenen Postkarte ist die Friedrich-Ludwig-Jahn-Ehrenhalle zu sehen, die 1903 eingeweiht wurde. Dieser Bau, der auf Betreiben der Deutschen Turnerschaft geschaffen wurde, sollte als angemessenes Museum für den Turnvater dienen, war doch der Museumsraum in der wenige Jahre zuvor errichteten Friedrich-Ludwig-Jahn-Erinnerungsturnhalle nicht ausreichend.
Heute wird die Ehrenhalle für verschiedene Veranstaltungen wie Festivitäten und Tagungen genutzt und dient der Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft e. V. als Mitgliederversammlungsort.

Die Fotografie zeigt die Einweihungsfeier der Friedrich-Ludwig-Jahn-Erinnerungsturnhalle von 1894. Dieses Bauwerk fungiert ebenso wie das Wohnhaus und die Ehrenhalle als zentrales Jahn- und Turn-Denkmal und ist mit seiner prunkvollen Architektur vielleicht das berühmteste. Beim Betrachten der Fotografie lässt sich erahnen, dass mehr als 3000 Turner aus allen Turngauen Deutschlands sowie Österreichs für diesen Anlass in Freyburg zusammenkamen. Das Leben und Wirken Friedrich Ludwig Jahns als Turnvater – der an der Giebelseite als Büste dargestellt ist – sollte mit einem solch prachtvollen Bau gewürdigt werden. Die Turnhalle sollte als eine zentrale Gedenkstätte für ihn selbst und die von ihm initiierte Turnbewegung gelten. In der Krypta des Gebäudes fand der Turnvater seine letzte Ruhestätte, bis seine sterblichen Überreste 1936 umgebettet wurden.
Heute wird die von der Deutschen Turnerschaft an die Stadt Freyburg übergebene Turnhalle noch immer als Trainingsort für Freyburger Schulen und Vereine genutzt.

Eindrucksvoll macht auch das letzte hier vorgestellte Exponat noch einmal auf die enge Verquickung von Freyburg und Jahn aufmerksam, so schlicht und banal dieses Objekt vielleicht auch erscheinen mag. Als Festabzeichen für das Winzerfest von 2002 verdeutlichte diese Ansteck-Plakette dem Fest-Besucher schließlich den Wert der Erinnerungsturnhalle und deren historischen Hintergrund für die Stadt Freyburg, die eben nicht nur Wein-, sondern auch Jahnstadt ist.

Text:
Tobias Strehle
(Mitarbeiter am Museum Schloss Neuenburg/Kulturstiftung Sachsen-Anhalt)

Fotos:
Kulturstiftung Sachsen-Anhalt